Tänze aus Georgien

Die nationalen Tänze Georgiens, zu sowjetischer Zeit auch bekannt als "Kaukasisches Ballett", sind sehr faszinierend aufgrund  der beeindruckenden Sprünge und sehr schnellen Drehungen, auch auf den Knien, der Männer. Die Frauentänze sind charakterisiert durch Grazie, elegante und filigrane Bewegungen der Hände sowie den charakteristischen Gang auf den Zehenspitzen, wodurch die Tänzerinnen zu schweben scheinen. Die urbanen Tänze (Kartuli (ქართული) und andere Tänze höfischer Herkunft aus der Hauptstadt) sind oft Paartänze oder in Gruppen aus Frauen und Männern aufgeteilt. Sie unterscheiden sich durch eine geradezu engelhafte Unnahbarkeit der Tänzerin, die vom Mann umworben wird. Eine Berührung findet nicht statt, nicht einmal direkter Blickkontakt. Die Frau sieht immer keusch zu Boden.


Foto: IntRo Jena (Chewsuruli)
 In den Tänzen der ländlichen Regionen sind die Ausdrucksformen der Tänzerinnen größer; oft wird heute auch aus dem Bewegungsrepertoire der Männer übernommen. Chewsurien liegt in den Bergen, das raue Klima und das schwierige Leben schlägt sich in den Tänzen  nieder.  Im Chewsuruli (ხევსურული) kämpfen zwei Männer um eine Frau, meist mit Schwertern und Schilden. Für Solo oder Frauengruppentänze eignet sich am ehesten noch der Mtiuluri (მთიულური), aus dem der Mädchentanz entnummen wird.
Die Chewsuren sehen sich als die Verteidiger des christlichen Glaubens vor muslimischen Angreifern (das Gebiet grenzt an Tschetschenien und Daghestan), daher die prominenten Kreuze auf der Tracht.
Mehr zur heutigen Situation in Chewsurien/Chewsuretien hier.




Acharuli. Foto: Simona Lehmann
Viel leichter und lebensfroher ist der Tanz in der Küstenregion Adjara bzw. Adjarien (sprich: Atscharien). Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist weniger archaisch und viel spielerischer. Auch aus dem Acharuli (აჭარული) werden heute die Teile für die Frauen als Solo- oder Gruppentänze herausgenommen, ideal ist natürlich trotzdem der Tanz mit Paaren. Charakteristisch ist die Kopfbedeckung von Männern und Frauen und die breite Schärpe über dem schwingenden Rock. Im Tanz spielen schnelle Drehungen eine wichtige Rolle, die farbenfrohen Kostüme und die mitreißende Musik verbreiten Freude und Fröhlichkeit.


Der Tanz Samaia (სამაია) wird von drei Frauen durchgeführt und soll ursprünglich ein Tanz der heidnischen Zeiten gewesen sein. Jedoch ist der heutige Samaia eine Darstellung der Hl. Königin Tamar (1181-1213) in ihrer Herrlichkeit. Das Kostüm lehnt sich an Tamars Darstellung auf Fresken an und ähnelt dem Gewand einer byzantinischen Kaiserin.  Zusätzlich stellt die Dreiheitsidee im Tanz Königin Tamar als junge Prinzessin, kluge Mutter und mächtiger Königin dar. Alle diese drei Bilder werden in einer harmonischen Abbildung vereinigt. Außerdem verursachen die einfachen, aber weichen und würdevollen Bewegungen eine Atmosphäre der Schönheit, des Ruhmes und der Energie, die die Herrschaft der Königin umgab.

Ein Tanz aus Tbilisi, der starke osmanische Einflüsse zeigt, ist Baghdaduri, sozusagen der georgische "Bauchtanz". Hier tanzt eine Frau zwischen 4 Männern, spielt mit dem Schleier, extreme Rückbeugen und Bodentanz machen das "orientalische Flair" komplett.                                                                                                                                                    







 

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